Freitag, 27. März 2009

Die widerliche Seite Kubas.

Neben vielen schönen und auch verrückten Eindrücken haben wir vor kurzem auch eins der hässlichen Gesichter Kubas kennengelernt. Wir kamen am Abend aus Gibara zurück und vor unseren Stammrestaurants hatten sich schon beträchtliche Menschenschlangen gebildet. Da wir jedoch hungrig waren und nicht lange warten wollten, beschlossen wir eines der klimatisierten, gehobenen Restaurants der Palmares-Kette aufzusuchen. In Palmares-Restaurants kann man nur in CUC bezahlen, deswegen sind diese meist nur wenig besucht. Eigentlich für Touristen gedacht, sammeln sich dort meist die Kubaner an, die Geld haben. Als Kubaner Geld haben kann man aus vier Gründen:
Man hat Verwandte im Ausland, die jeden Monat Geld schicken.
Man arbeitet in einem der wenigen Unternehmen, die ihren Firmensitz im Ausland haben und in Kuba in CUC bezahlen
Man hat Glück und hat einen eigenen LKW, nutzt diesen zum Personentransport und scheffelt damit soviele Pesos, dass man auch nach dem Umtausch in CUC noch eine stattliche Menge verdient.
Man verkauft sich. Bietet Sex für Geld an reiche Touristen an, lässt sich von diesen aushalten etc.
Alle diese vier unterschiedlichen Gründe laufen jedoch auf dasselbe hinaus: Die “vermögenden” Kubaner behängen sich mit protzigen Goldkettchen, bestücken sich mit allerlei ausländischen Marken (Besonders beliebt: Mercedes- und BMW-Mützen, FC Chelsea-Trikots, Ducati-T-Shirts und Lacoste-Poloshirts). Dabei gilt: Je auffälliger desto besser bei beiden Geschlechtern und je knapper und funkelnder desto besser bei den Damen. Ich glaube ein ähnliches Phänomen (eines der vielen) gab es im Osten Deutschlands, als die Mauer noch stand, beziehungsweise kurz danach. Neben dem knallbunten Auftreten benehmen sich diese Leute wie die offenen Hosen. Sie rauchen in Kneipen, in denen es nicht gestattet ist und leisten nur widerwillig der Aufforderung, das zu unterlassen Folge. Sie können kein Gespräch in normaler Lautstärke führen, haben keinerlei Manieren und flanieren durch die Gegend, als hätten sie den Boden unter ihren Füßen eigenhändig aus dem Stein gehauen. Meist ist es dann jedoch so, dass diese Leute in den verlottertsten Hütten (kein Schimpfwort für Haus, sondern es sind einfach nur Hütten) wohnen, ihre Kinder vernachlässigen oder sich nicht um kranke Verwandte kümmern. Es geht ihnen nur darum ihre schicke Fassade weiterhin aufrecht zu erhalten. Natürlich gibt es dieses Phänomen in Deutschland ebenfalls, doch die Intensität und die Offenheit, mit der diese Arroganz hier zur Schau gestellt wird ist absolut ekelhaft. Wir haben uns nach dem Besuch geschworen ab sofort einen weiten Bogen um alles zu machen, was in CUC anbietet. Bisher gelingt uns das auch meist gut.
Hier sieht man allerdings wunderbar eines der größten Probleme Kubas. Es ist nicht möglich, ein Land und eine Gesellschaft aufrecht zu erhalten, wenn es zwei Währungen gibt und die Löhne nur in der wertloseren Währung bezahlt werden. Neben den Parallelwährungen gibt es dann folgerichtig Parallelgesellschaften. Und diese Schere öffnet sich gerade erschreckend. Die Kubaner, die wenig Geld haben, sehen das zurzeit noch nicht als das größte Problem an, doch ist einer der zahlreichen Nägel, die sich immer tiefer und tiefer durch den kubanischen Eichensargdeckel treiben. Während die ältere Generation noch wenig von diesem Problem betroffen scheint sind Jugendliche dafür besonders anfällig, wie man oft genug beobachten kann. Jede Art von Marke wird so protzig wie nur möglich zur Schau gestellt. Die Folge kann eine schlimme sein. Während Kuba noch eines der Länder ist, in denen man als Tourist ehrlich herzlich empfangen wird und von Schleppern und penetranten Touristenfängern noch einigermaßen verschont bleibt, kann sich das schnell ändern. Schließlich ist das Anbetteln von Touristen, die meist nur CUC mit sich führen unglaublich lukrativ und der beste Weg einfach an die harte Währung zu kommen. Ein großes Stück Kubas einzigartigen Charmes könnte mit dieser Generation sterben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen