Wir sind nun knappe zwei Wochen in Kuba. Unsere Hautfarbe nähert sich so langsam aber sicher der kubanischen an. Allerdings haben wir erst ca. 20 Prozent der kubanischen Pigmentierung erreicht. Unser Spanisch kann sich einigermaßen sehen lassen. Wir können nun in der “Cafeteria” Eibrötchen bestellen ohne Würstchen zu bekommen. Unsere Verdauung ist von größeren “Durchläufern” verschont geblieben, obwohl wir fast alles an fast allen Straßenständen ausprobieren. Das ist auch ein schöner Punkt an Kuba. Wir sind nicht in einem Entwicklungsland, indem sich die Leute nach dem Toilettengang mit Palmblättern reinigen und eine Colaflasche anbeten. Wir sind in einem Land in dem der Akademikeranteil mehr als 60 Prozent beträgt. Wir sind in einem Land, in dem die Schulpflicht zwölf Jahre beträgt und die Analphabetenrate unter der deutschen liegt. Die scheinbare Rückständigkeit dieser Insel ist nicht auf die Faulheit und Dummheit der Leute zurückzuführen, sondern einfach darauf, dass es nicht viel gibt. Deswegen kann man (meistens) davon ausgehen, dass der Umgang mit Lebensmitteln oder generell allem was die Gesundheit angeht sehr aufgeklärt und professionell ist. Natürlich werden die hygienischen Überzustände hier nicht erreicht, aber das werden sie wahrscheinlich in keinem Land. Man kann aber sichergehen, dass man nichts verdorbenes oder giftiges bekommt. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das, was man bekommt immer sonderlich schmackhaft ist. Die kreolisch-kubanische Küche ist weit von dem entfernt, was der Neckermann-Prospekt für die All-Inclusive-Gäste verspricht. Sie ist sehr einfach und wenig abwechslungsreich. Die Hauptnahrungsmittel sind Huhn (frittiert, geräuchert, Frikasse), Schwein (in allen Formen) Reis mit roten, braunen oder schwarzen Bohnen und Pizza. Dass es kein (oder kaum) Rind gibt liegt daran, dass es für Kubaner verboten ist. Es ist nur den Touristenressorts vorbehalten. Was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass es nicht auch manchmal unter der Hand verkauft wird. Dass es keinen Fisch gibt hängt einfach damit zusammen, dass 1. Die Kubaner auf einer Insel leben und deswegen das Zeug nicht mehr sehen können und 2. Es unglaublich schwer ist, eine Fischfangerlaubnis zu bekommen, da (siehe Rind) dieser den Touristen vorbehalten ist. Es beschwert sich aber aufgrund von 1. auch niemand darüber, dass es keinen Fisch gibt. Die kubanischen Pizzas habe ich vorhergehend schon beschrieben. Kleine Hefeteigfladen mit überschaubarem Belag. Zusammengefasst, das Essen ist nich sonderlich abwechslungsreich, meist auch ebenso wenig heiß, aber trotzdem sehr schmackhaft und von hoher Qualität. In Guardalavaca beispielsweise habe ich ein Hühnersteak gegessen, dass bisher seines gleichen sucht. Zart, gut gewürzt, lecker. Aufgrund der Preise ist es für uns einfach, jeden Abend essen zu gehen. Für Kubaner jedoch ist es nicht erschwinglich, mehrmals im Monat im Restaurant zu essen.
Hier an der Uni bekommen wir für unsere relativ hohe Miete ein Frühstück und ein Abendessen. Das Frühstück hält nur wenige Überraschungen bereit. Entweder gibt es einen tellergroßen Eierpfannkuchen, der nochmals frittiert worden scheint oder zwei Brötchen mit einem Spiegelei in der Mitte. Am ersten tag lag noch eine Scheibe Tomate dazwischen, am zweiten nur Ei und Brötchen, am dritten war das Brötchen nicht aufgeschnitten sondern nur auf das Spiegelei aufgelegt und am vergangenen Freitag gab es keine Brötchen, deswegen auch logischerweise keine Eier. So begnügten wir uns mit den weiteren beiden Bestandteilen: Einen Glas verdünntem Zuckerrohrsirup und einer Mokkatasse heißem Kaffee. Obwohl, man sollte es vielleicht heiße Cola ohne Kohlensäure nennen. Der Zuckergehalt übersteigt auf jeden Fall den Kaffeegehalt. Witzigerweise freuen wir uns trotzdem jeden Morgen auf das Frühstück. Ein Gefühl, dass ich noch aus der Bundeswehrzeit kenne. Nie habe ich ein schlechteres Frühstück gehabt, doch trotzdem war es meist ein Fest, das noch Stunden danach geschmeckt hat. Sollte sich ein Psychologe unter unseren Leser befinden, so würde ich ihn bitten, mir das einmal zu analysieren.
Das Abendessen ist dagegen schon aufregender. Am ersten Tag bekamen wir Reis und Bohnen, grobes Schweinehack, das aus allen Teilen des Schweins zu bestehen schien und einen kalten, grauen Muskloß. Der Geschmackstest ergab: Er ist süßlich, stärkehaltig und fasrig. Im Nachhinein erfuhren wir, es sollte sich um Süßkartoffel handeln. Allerdings habe ich die noch nie grau gesehen. Egal. Des Weiteren gibt es: Schwein, Hühnchen und Reis mit Bohnen. Ab und an acht bis zehn Pommes Frites als Beibeilage und Tomatensalat. Genauer Tomatenscheiben mit Essig. Grüne Tomaten wohlbemerkt. Wir essen trotzdem jeden abend brav auf, wahrscheinlich weil wir Hunger haben. Trotzdem haben wir beschlossen, demnächst Frühstück, wie auch Abendessen abzubestellen und uns autark zu ernähren, da wir inzwischen schon mehrere gute und billigere Möglichkeiten entdeckt haben. Unsere ersten Versuche der Selbstversorgung sind jedoch kläglich gescheitert. Wir haben noch zu europäisch gedacht und fertig verpacktes gesucht. Man muss dafür wissen, dass es in den Läden, in denen man in Pesos einkaufen kann, weder viele Konserven noch andere Snacks, wie Chips, Kekse, Cracker und sonstiges gibt. Es wird meist nur das verkauft, was selbst zubereitet wurde und alle fertigen Sachen werden teuer importiert. So haben wir uns neben unserer ersten Flasche Havana Club auch zwei Dosen Würstchen und eine Büchse Frühstücksfleisch gekauft. Die Würstchen (1.30 CUC) waren eine geschmacksneutrale, geräucherte Fleischmasse ohne Darm dafür aber mit kleinen harten Stückchen drin. Sie wurden aus Brasilien exportiert und in Holland hergestellt. Wir haben keine der beiden Dosen ganz aufgegessen, weil auch wir irgendwo geschmackliche Grenzen kennen. Die Dose Frühstücksfleisch der Marke Lupack, ebenfalls aus Holland, steht noch ungeöffnet rum. Wir haben uns geschworen, sie für schlechte Zeiten aufzuheben.
Heute waren wir unter fachkundiger Anleitung von Jesús an einem Obst- und Gemüsestand einkaufen. Es gab kleine Bananen, Süßkartoffeln, Gurken, Kürbis, Guaven und Ananas. Wir haben uns für zehn Bananen (5 Pesos), sechs Guaven (7 Pesos) und eine Ananas (25 Pesos) entschieden. Unser gesamter Einkauf betrug somit 1,50 CUC. Die Guaven sind lecker und vitaminreich (16 verschiedene Vitamine, wie uns Jesús sagte. Ich wusste nicht, dass es soviele Vitmaine überhaupt gibt), die Bananen klein, aber süß und die mit Abstand besten Bananen, die ich je gegessen habe und die Ananas heben wir uns für den morgigen Strandbesuch auf. Wenn man für alles offen ist und rumprobiert, kann man sich relativ gut versorgen.
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